Vor allem Kreuzfahrtneulinge können mit Begriffen „Tendern“ und „Tenderhafen“ wenig anfangen. Was das genau bedeutet, welche Tenderhäfen es gibt, und worauf sich Passagiere beim Tendern einstellen müssen, erfahren Sie im Folgenden.
Warum wird „getendert“?
Manchmal kann es vorkommen, dass Kreuzfahrtschiffe aufgrund ihres Tiefgangs nicht direkt am Pier eines Hafens anlegen können und deshalb außerhalb des Hafenbeckens ankern. Das Schiff liegt dann auf Reede und der Landgang der Passagiere startet mit einer meist kurzen Fahrt in einem sogenannten Tenderboot zur Küste. Diese Boote können bis zu 150 Personen transportieren – allerdings gehen im normalen Tenderbetrieb nur rund 100 Gäste an Bord, damit für jeden genug Platz ist.
Was passiert bei starkem Seegang?
Wenn das Wetter nicht mitspielt, kann es zu Änderungen in der Reiseplanung kommen. AIDA weist darauf hin, dass der Tenderverkehr wetterbedingt eingeschränkt oder sogar eingestellt werden kann. Diese Entscheidung trifft der Kapitän in Absprache mit den zuständigen Behörden. Nach den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von AIDA Cruises sind Änderungen von Reiseleistungen, die nach Vertragsschluss notwendig werden, gestattet, sofern der Gesamtzuschnitt der Reise nicht erheblich beeinträchtigt wird. Insbesondere können Änderungen der Reiseroute, der Fahrt- und Liegezeiten aus Sicherheits- oder Witterungsgründen notwendig werden - hierüber entscheidet der Kapitän in eigener Verantwortung.
Tendern mit Kleinkind
Eltern fragen sich an dieser Stelle zurecht, ob Tendern mit einem Kleinkind überhaupt möglich beziehungsweise erlaubt oder gar zu gefährlich ist. An dieser Stelle können wir Sie beruhigen: Tendern mit Kindern und Babys ist durchaus möglich!
AIDA und TUI Cruises empfehlen, den Nachwuchs beim Umsteigen und während der Fahrt gut am Körper festzuhalten. Aus Erfahrung können wir übrigens sagen, dass es vielen kleinen Seefahrern sogar richtig gut gefällt, vom großen Kreuzfahrtschiff auf ein kleines Tenderboot umzusteigen und über das Meer bis zum Hafen zu sausen. Kinderwagen und Buggys können meist gesondert ins Tenderboot gehoben werden oder werden, wenn möglich, zusammengefaltet und im Inneren verstaut.
Tendern für individuell Beeinträchtigte
Bei eingeschränkter Beweglichkeit, wie sie zum Beispiel bei Rollstuhlfahrern der Fall ist, kann das Tendern oder generell der gesamte Landgang möglicherweise Probleme verursachen. Nur wer mit einem faltbaren Rollstuhl reist und sicher in das Tenderboot steigen kann, bekommt den Landgang auf jeden Fall genehmigt. Rollstuhlfahrern, die weder allein noch mit Hilfe ihrer Begleitperson aufstehen können, versucht AIDA den Landgang zu ermöglichen – jedoch ohne Garantie. Letztlich entscheidet der Kapitän, ob eine „sichere Möglichkeit zum Landgang besteht“ oder nicht.
Das gilt nicht nur für Tenderhäfen, sondern auch für nicht vom Meer abgeschlossene Seehäfen. Diese sind von den Gezeiten abhängig, weshalb die Gangway unter Umständen sehr steil und damit nicht passierbar für Rollstuhlfahrer sein kann.
Bei Mein Schiff heißt es in diesem Zusammenhang:
In Häfen, wo das Schiff vor Anker liegt und ein Tenderservice vom Schiff zum Land und zurück stattfindet, können wir aus sicherheitstechnischen Gründen keinen Transport für Blinde sowie Personen, die trotz Sehhilfe auf dem besseren Auge eine Sehschärfe von nicht mehr als 5% der normalen Sehkraft haben garantieren. Dies ist von der Entscheidung des Kapitäns (u.a. abhängig von der Wetterlage und der Hafensituation) abhängig. Gäste, die nur zeitweise auf einen Rollstuhl angewiesen sind, können den Tenderservice nutzen, sofern sie das Ein- und Aussteigen selbstständig beherrschen. Tenderhäfen sind im Fahrplan mit einem Ankersymbol gekennzeichnet. Bitte beachten Sie jedoch, dass auch kurzfristig eine Ankerposition zugewiesen werden kann. Gleichfalls können sich auch Liegeplätze kurzfristig ändern. Hierauf hat TUI Cruises keinen Einfluss.
Mein Schiff
Wo wird getendert?
In den meisten großen Kreuzfahrthäfen wird nicht getendert. Unter anderem in den folgenden Häfen werden Gäste hingegen per Tenderboot an Land gebracht:
- Bar Harbor (USA)
- Belize (Belize-Stadt)
- Cannes (Frankreich)
- Cozumel (Mexiko)
- Grand Cayman (Cayman Islands)
- Haifa (Israel)
- Hellesylt / Geirangerfjord (Norwegen)
- Koh Samui (Thailand)
- Kotor (Montenegro)
- Mykonos (Griechenland)
- Nha Trang (Vietnam)
- Oban (Großbritannien)
- Phuket (Thailand)
- Qaqortoq (Grönland)
- Samaná (Dominikanische Republik)
- Santorin (Griechenland)
- St. Lucia
- St. Peter Port (Guernsey)
- Stockholm (Schweden)
- Tórshavn (Färöer-Inseln)
- Ulvik / Eidfjord (Norwegen)
Im Video: Tendern in der Praxis
Im Mein Schiff Video sehen Sie ab Minute 2:38, wie so ein Tenderboot und der Vorgang des Tenderns vor Cannes aussieht:
Quellenangabe Headerbild: AIDAmar lifeboat tender 17, Tallinn 18 May 2015 (verändert) von Pjotr Mahhonin, CC-BY-SA-4.0

Veröffentlicht von
Patrick